Donnerstag, 15. Mai 2014

Take A Stand - Sistema Konferenz in Los Angeles

Nachdem ich viel über Venezuela geschrieben habe, ist es nun Zeit, den Blick auf das zu richten, was anderswo an der Schnittstelle von Musikpädagogik und Sozialem Wandel passiert. Im Februar waren wir eine Woche lang in Los Angeles bei der internationalen "Take A Stand"-Konferenz. Dabei kamen über 400 VertreterInnen von Sistema-inspirierten Projekten aus 28 US-Staaten und 13 Ländern zusammen. Die Konferenz wurde ausgetragen von LA Philharmonic (mit seinem derzeitigen Chefdirigenten Gustavo Dudamel), sowie Longy School of Music (Boston) in Kooperation mit Bard College (NY).

Besonders beeindruckt haben mich zwei Vorträge von Leon Botstein (Dirigent und Präsident vom Bard College), der über die Rolle klassischer Musik in der Geschichte und heute gesprochen hat, und Marianne Diaz, einer Sozialarbeiterin, die über ihre Jugend als Gangmitglied in einem Umfeld von Gewalt und Drogen berichtet hat. Außerdem hatten wir Gelegenheit, YOLA (Youth Orchestra of Los Angeles) und iCAN (incredible Children's Art Network in Santa Barbara) zu besuchen. Parallel zur Konferenz war das Simón Bolívar Orchester aus Venezuela in der Stadt, das mit Gustavo Dudamel ein zweiwöchiges Tschaikowsky-Festival in der Walt Disney Hall veranstaltet, sowie diverse Konzerte und Unterrichtseinheiten in Schulen gegeben hat. Am letzten Konferenztag kamen rund 25 Mitglieder von ihnen zu einer "Side-by-Side"-Probe mit 30 Kindern aus diversen US Sistema-Projekten, Lehrern und Konferenzteilnehmern. So durfte ich unter der Leitung von Jesús Parra, dem 19-jährigen Assistenten von Dudamel, den Slawischen Marsch von Tschaikowsky spielen!

Wir haben unsere "Takeaways", wie man hier so schön sagt, in der monatlichen Online-Zeitschrift "Ensemble" festhalten dürfen. Außerdem kann man auf der Homepage von LA Phil Mitschnitte von allen Vorträgen, Berichte, Fotos und Videos finden.
Walt Disney Hall
Kinder vom YOLA-Projekt und Teilnehmer des "Leadership Forums for Young Musicians" präsentieren ihre Ergebnisse. 


Jesús Parra leitet die Side-by-Side-Probe

Mittwoch, 14. Mai 2014

Perspectives on El Sistema

Eininge Monate nach meiner Venezuela-Reise möchte ich nun die Serie meiner Blogeinträge darüber zum Abschluss bringen und auf unseren Bericht hinweisen, den wir auf Bitte von Dr. José Antonio Abreu geschrieben haben:(http://sistemafellows.typepad.com/files/perspectives-on-el-sistema_wide-distribution.pdf) Darin reflektieren wir über unsere Erwartungen vor und unsere Erfahrungen während des vierwöchigen Aufenthaltes. Viele der zentralen Punkte habe ich in meinen letzten Blogbeiträgen bereits angesprochen. Für mich war es spannend, gemeinsam mit den anderen Fellows zu untersuchen, wie die Lernkultur in Venezuela mit der Organisationskultur Hand in Hand gehen und wie beide zusammen enormen Einfluss auf das gesellschaftliche Umfeld ausüben. Die Tatsache, dass ein mehrmals für den Friedensnobelpreis-nominierter Mann mit fast 40 Jahren Erfahrung in der Leitung einer derart erfolgreichen Bewegung uns Jungspunde nach unserer Meinung befragt, zeugt von seiner großen Lernbereitschaft und Demut. Es geht ihm nie darum, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen und mit seinen Erfolgen zu prahlen, vielmehr rückt er immer wieder die Kinder ins Zentrum und tut alles, um das Projekt weiter voranzubringen.