Dienstag, 10. September 2013

Willkommen bei meinem Blog!

Seit dem 24. August bin ich nun in Boston. Bis Ende Mai werde ich hier als eine von zehn Sistema Fellows am New England Conservatory El Sistema erkunden. Wenn ich gefragt werde, was ich hier eigentlich mache, ist es gar nicht so einfach, darauf eine gute Antwort zu geben. Es ist wahrscheinlich hilfreich, zunächst zu erfahren, wie dieser Fellowship überhaupt in die Welt gekommen ist: Er wurde 2009 von José Antonio Abreu, dem Gründer und Leiter von El Sistema Venezuela ins Leben gerufen. Abreu wurde für sein fast vierzigjähriges Engagement mit dem TED-Prize ausgezeichnet. Sein Wunsch war es, ein Programm einzurichten, indem mindestens fünfzig junge Musiker in die Welt von El Sistema eingeführt werden, um anschließend die Idee von sozialem Wandel durch Musik in eigenen Projekten außerhalb Venezuelas umzusetzen (Das entsprechende Video gibt es hier: http://www.youtube.com/watch?v=Nwlj6YtaGk4).

In den kommenden neun Monaten wird also ein wesentlicher Bestandteil sein, uns mit El Sistema in Venezuela auseinandersetzen. Es ist die Inspirationsquelle für viele weitere Projekte in den USA und weltweit. Auch in Deutschland gibt es ein großangelegtes von El Sistema inspiriertes musikpädagogisches Projekt im Ruhrgebiet (Jedem Kind ein Instrument). Dazu werden wir Mitte November für knapp vier Wochen nach Venezuela fliegen. Im April haben wir außerdem drei Wochen Zeit, um uns Sistema-Projekte in den USA anzugucken. Das bekannteste ist wahrscheinlich das von Gustavo Dudamel in Los Angeles ins Leben gerufene Projekt YOLA, das ich in jedem Fall besuchen möchte. Außerdem werden wir uns die sieben Sistema-inspirierten Projekte im Großraum Boston anschauen und ab Oktober jede Woche einen Tag in einem davon mitarbeiten. Diese Besuche sollen dazu beitragen, die wesentlichen pädagogischen Grundsätze zu verstehen und zu beobachten, inwiefern man mit musikalischer Gruppenarbeit soziale Transformationsprozesse anstoßen kann. Für Abreu ist das Orchester ein Abbild der Gesellschaft. Er glaubt, dass Musik die Kraft hat, Kinder und Jugendliche aus armen Verhältnissen zu einem festen Platz in der Gemeinschaft zu verhelfen und sie von dem Gefühl zu befreien, ein "Niemand" zu sein. Die Musik soll ihnen Selbstbewusstsein verleihen und Respekt, Teamgeist und Toleranz befördern. Die positive Erfahrung im Orchester soll dann wiederum ausstrahlen auf das Umfeld der Kinder und so zum Kampf gegen Armut und Gewalt beitragen. Die Frage, ob Musikunterricht tatsächlich zu all diesen Wundertaten in der Lage ist, wird uns vermutlich die ganze Zeit begleiten ...

Wir haben außerdem mehrere Mentoren und Dozenten, die mit uns über das Jahr verteilt Seminare und Workshops u. a. zu den Themen Fundraising, Öffentlichkeitsarbeit, Martketing, Kommunikation, Gruppenführung, Teambuilding usw. machen werden.

Eine zentrale Aufgabe wird es sein, einen fiktiven Núcleo nach unseren eigenen Vorstellungen zu kreieren. Dazu sollen wir uns u. a. einen möglichen Ort, Verankerung in der Gemeinschaft, pädagogische Grundätze, Curricula, Finanzierungsmöglichkeiten etc. überlegen. Außerdem möchten wir natürlich auch soviel miteinander Musik machen wie möglich.

Ich bin sehr gespannt auf dieses Jahr und freue mich darauf mich nach meinen sechs wundervollen Studienjahren in Berlin noch ein weiteres Jahr lang ohne finanziellen Druck fortbilden zu können! In den nächsten Tagen werde ich meine ersten Eindrücke von hier festhalten und dann in regelmäßigen Abständen (geplant ist momentan alle zwei Wochen) berichten.

Wer jetzt schon neugierig auf die anderen Fellows ist, kann sich hier ihre Kurzprofile anschauen:

http://necmusic.edu/fifth-class-sistema-fellows

Ich freue mich sehr über Mails von euch! Schreibt mir gern Anmerkungen, Kommentare oder einfach nur, wie es euch gerade so geht! :-)






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